Wir schreiben das Jahr 2022, Samstag, 9. April, 13:45 Uhr – Ort des Geschehens: Gymnasium am Schlossteich. 8 unscheinbare Gestalten treffen sich zur Auswärtsfahrt nach Weißenfels. Nr. 9 wird noch auf dem Weg eingesammelt, da er die gewaltige Anreise von weit über 100 Schritten stemmen muss und die Pünktlichkeit keines seiner sonst zahlreichen und teils sehr großen Talente ist. Der zahlenmäßig fast jedem anderen Team der Liga überlegene Haufen begibt sich auf die Reise ins ferne Sachsen-Anhalt. Dort wartet bereits der top besetzte, mit zahlreichen Bundesliga-Altmeistern vergangener Tage gespickte und hochmotivierte Tabellenführer aus Weißenfels mit hohen Erwartungen auf die Gäste aus der zukünftigen Kulturhauptstadt.
Im Interview kurz vor Spielbeginn bezeichnete Coach Bastian sein Team als „klaren Underdog“ und spielte auf die personell dezimierte Situation (siehe vorangegangene Spielberichte) an. Das vom Hallensprecher als Spitzenduell angekündigte Spiel sollte mit einer Überraschung der Gäste losgehen. Und so ist es Lukas Krüger, der nach nur zweieinhalb Minuten zeigt, dass er ordentlich Bock auf dieses Spiel hat. Giorgio liefert die Vorlage und Lukas trifft zur Führung für „Chemintz“, wie wir liebevoll unweit der A9 genannt werden. Da kann der Coach mal wieder die Früchte seines intensiven „FlachÜberDieBeine“-Trainings ernten. Dank dominanter Defense können wir diesen Vorsprung vorerst gut verwalten. Nach knapp der Hälfte des ersten Abschnittes zeigt Weißenfels allerdings die Dominanz der laufenden Saison und trifft im weiteren Verlauf des Drittels gleich mehrfach. Scheinbar wollen sie die Tabellenführung nicht wieder abgeben. Mit 1:3 aus Chemnitzer Sicht geht es in die Drittelpause.
Das zweite Drittel beginnt wieder mit viel Ballbesitz für die Gäste. Wir schaffen es, dank unseres Teufels-Dreiers in der Defense sicher aufzubauen und die Kugel durch die häufig offene Mitte nach vorn zu bringen. In der gegnerischen Ecke fehlt dann allerdings aufgrund teilweise limitierter offensiver Erfahrung der Zug zum Tor, gepaart mit dem Abschlusspech der letzten Wochen. Die ballsichere, mit ehemaligen Bundesligaspielern verzierte erste Linie der Gastgeber kann nach mehr als 8 Minuten des zweiten Abschnittes erneut punkten. Fernschuss von der Mittellinie auf´s Tor. Björn, der den Schuss aufgrund der prächtigen Kehrseite eines Gegenspielers erst viel zu spät sieht, muss erneut hinter sich greifen – 1:4. Kurz danach kommt die zweite Linie der Gastgeber zum Einsatz und nutzt einen Fehler der Chemnitzer Offense zum 1:5 aus. Die konterstarken jungen Wilden kombinieren sich schnell nach vorn und profitieren vom finalen Pass in den Slot, der unterm Schläger von Ersatzkapitän Paddy durchrutscht. In der 17. Spielminute des Mittelsektors kommt die erste Strafe im Spiel. Es ist Lukas Thieme, welcher heute wieder außerhalb des Tors mit Schläger in der Hand zu finden ist, der für 2 Minuten vom Feld darf. Da er die Skills seiner Arme und Hände noch nicht auf die unteren Gliedmaßen seines Körpers ummünzen konnte und diese lieber die gewohnte Position am Hallenboden einnehmen wollten, lies sich das Bodenspiel leider nicht vermeiden. Weißenfels nutzt die anschließende Überzahl zur zwischenzeitlichen 5-Tore-Führung. Kurz vorm Ende des Drittels verwandelt Schorsch die Vorlage von Paddy, heute dank Philler nur Vize-Oldie, indem er entgegen der Rutschrichtung des gegnerischen Torhüters zum 2:6 unten rechts in die Ecke trifft.
Die langsam schwindenden Kräfte unserer Fighters machen sich trotz Pause zu Beginn des Schlussdrittels bemerkbar. Weißenfels nutzt die deutliche personelle Überlegenheit, generiert immer mehr Druck und kann schnell auf 2:7 erhöhen. In der dritten Minute des finalen Abschnittes fusioniert Joachim Frei seine Fußballkenntnisse mit den erlernten Floorball-Fertigkeiten und mutiert zur Reinkarnation der perfekten Allzweckwaffe. Er stellt eine unüberwindbare Mauer dar, fängt den Ball des Gegners an der Bande ab, dribbelt sich an 2 Gegenspielern vorbei, legt sich den Ball selbst lang vor und überrennt den letzten gegnerischen Spieler bevor er seinen Auftritt mit seinem ersten Saisontor zum 3:7 krönen kann. Angefixt von der Freude über das Tor wollte nun auch Lukas T. im zweiten Spiel außerhalb seines Kastens das an sich selbst gegebene Versprechen einlösen. Unzählige Chancen im Spielverlauf blieben allerdings bisher ungenutzt. Es sollte sich zeigen, dass die sicheren Dinger nicht gut genug für ihn waren und seine Stärke darin liegt, die Kugel aus einem schier unmöglichen Winkel von 1,8 Grad zur Torlinie einzuwinkeln. Flo lieferte ihm die halbhoch gespielte Vorlage zum 4:7. Dank der 2 Tore im Rücken gelang es den Chemnitzern in den nächsten 10 Minuten, das Spiel wieder über weite Strecken zu dominieren, schafften es aber nicht, noch näher ran zu kommen. 5 Minuten vor Spielende setzten die Hausherren sogar noch den Schlusstreffer zum 4:8.
Fazit des heutigen Spieltages: Im rundum fairen und gut geleiteten Spiel der Schiris vom MFBC haben wir uns trotz vermeintlicher „Klatsche“ den Umständen entsprechend gut geschlagen und es fühlte sich nur halb wie eine Niederlage an. Wenn wir im Rückspiel auf alle verletzten & verhinderten Spieler zurückgreifen können, ist da durchaus ein Sieg drin. Nach Ostern geht’s dann zuhause weiter im Rückspiel gegen den MFBC aus Leipzig. Bulli: 23.04.2022 18:00 Uhr, Jahnbaude. (PE)